20. Juli

Neubau des Lehrsaal- und Dienstgebäudes der General-Fellgiebel-Kaserne in Pöcking – Kunst am Bau

Vor dem Hintergrund der inhaltlichen Ausrichtung der Pöckinger Bundeswehrschule auf die Informations- und Nachrichtentechnik beruht das Entwurfskonzept einerseits auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Begriffen Information, Verschlüsselung und Dechiffrierung. Andererseits thematisiert der Entwurf den militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und in diesem Zusammenhang das Datum des 20. Juli 1944.

Der „Hain“ ist schon seit dem Altertum ein Ort des Denkens und Gedenkens. Auf dem Vorplatz des Schulgebäudes wird – in Anlehnung an das Motiv der zwei Höfe im Gebäude – ein „Hain mit Hof“ geschaffen, mit einer „Lichtung“ in seinem Zentrum. Dem zu zwei Seiten offenen Vorplatz einbeschrieben ist eine dreidimensionale „materialisierte und verschlüsselte Information“, die – entschlüsselt – das Datum des 20. Juli in sich trägt, in Form von drei Ziffern und zwei Punkten.

Die Anlage aus rötlich pigmentierten Stahlbetonfertigteilen bezieht sich auf die Stützenraster und Proportionen des Lehrsaal- und des Dienstgebäudes. Dabei sind die drei Ziffern im Sinne einer Dreitafelprojektion jeweils auf unterschiedliche Ebenen projiziert, sodass sie im Grundriss und in den beiden Ansichten nie gemeinsam zu sehen sind. Im räumlichen Erleben – beim Begehen des Vorhofes und auch beim Blick von außerhalb – lässt sich hingegen die Beziehung zwischen den einzelnen Elementen und ihre Bedeutung erschließen.

Ein Bund- bzw. Abbundzeichen, wie es Zimmerleute zum schnellen und sicheren Zuordnen und Zusammensetzen der Bauteile im Verbund für Fach- oder auch Dachwerk verwenden, ist mittels einer Schalungsmatrize als einfaches graphisches Symbol den Fertigteilen einbeschrieben.

Die Sichtbetonskulpturen, deren Strangprofil von 38 x 38 cm dem Querschnitt der dem Schulgebäude vorgestellten hellen Sichtbeton-Skelettkonstruktion entspricht, dienen – als Sitzbank und als Hocker (Sitzblock), als Laterne und als Fenster zur umgebenden Landschaft – zudem einem angenehmen Aufenthalt auf dem Vorplatz und im Hain.

Standort
General-Fellgiebel-Kaserne, Pöcking
Aussenbereich

Entwurfsverfasser
Roland Poppensieker

Zweiphasiger, anonymer Kunst am Bau-Wettbewerb
mit zehn Teilnehmern in der 2. Phase

2. PLATZ
als eine der zwei im letzten Wertungsrundgang verbliebenen Arbeiten