Grabmal F.C. Gundlach

la última casa

Für den Hamburger Photographen und Kunstsammler F.C. Gundlach wurde – noch zu seinen Lebzeiten – auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf, dem weltgrößten Parkfriedhof, „An den Mausoleen“ am Westring in unmittelbarer Nähe des Nierenteiches ein Grabmal errichtet, ein raumhaltiges skulpturales Objekt, das in seiner Form Bezüge sowohl zu historischen Grabstätten als auch zu Kunstwerken der Moderne aufnimmt. Es vereint den Typus des Sarkophags, also des Steinsargs, mit einem baldachinartigen beschützenden Dach, wie es häufig in Grabmonumenten auftaucht.

Das 3x3x3m große Objekt ist in Betonfertigteilbauweise erstellt und – den Portaldolmen vergleichbar – aus einzelnen Bauteilen vor Ort gefügt. Die Schattenfugen zeigen deutlich dieses Fügungsprinzip. Der Innenraum ist über eine „ausgetretene“ Stufe betretbar. Die Materialität der umfassenden Wände und ein Wechsel in der Akustik vermitteln den Wechsel der Sphäre.

Die Materialität des Sichtbetons verweist einerseits auf so bedeutende Grabstätten wie die von Max Taut in Stahnsdorf errichtete Grabanlage Wissinger. Andererseits erlaubt sie die Belegung einer der Seitenflächen des Grabmals mit einem Grabrelief, dessen Motiv eine mit Hilfe eines speziellen Fräsverfahrens umgesetzte Photographie vor den Pyramiden von Gizeh (F.C. Gundlach, 1966) ist. Es verweist so auf eines der bedeutendsten Grabmonumente der Geschichte.

Bei der Fotogravur-Technik handelt es sich um ein computerunterstütztes Verfahren, Bildinformationen durch Frästechnik auf Plattenwerkstoffe zu übertragen. Das gefräste Modell dient als Vorlage für die Fertigung einer elastischen Strukturmatrize, die in die Schalung eingelegt wird. Über die Abstände und damit Breite und Tiefe der Fräsrillen lässt sich die Detailtreue bzw. Abstraktheit des Bildes beeinflussen.

Bestandteil des Grabmals ist eine ebenfalls aus Beton bestehende Grabplatte, die auch zum Verschluss des Sarkophags dient. Name und Daten wurden später mit Hilfe tiefen Sandstrahlens eingebracht, was die gröbere Körnung des Betonzuschlags, einem weißen norwegischen Marmor, zum Vorschein brachte. Durch das mehrfache Säuern wurde aber bereits gleich zu Beginn die feine Körnung in der Fertigteiloberfläche sichtbar. Bei bestimmtem Lichteinfall entsteht auf der an einen Stein erinnernden Oberfläche ein reizvoller Eindruck von räumlicher Tiefe sowie ein natürlicher Glanz.

Sowohl Bild- als auch Schriftrelief erzeugen bei wechselndem Licht- und Schattenspiel je nach Tages- und Jahreszeit ganz unterschiedliche Wirkungen des ansonsten monolithisch wirkenden Betonkörpers, der aus unterschiedlichen Blickwinkeln jeweils andere Bildausschnitte der Umgebung fokussiert.

Standort
An den Mausoleen, Parkfriedhof Ohlsdorf,  Hamburg

Bauherr
Prof. F.C. Gundlach, Hamburg

Entwurfsverfasser/Architekt
Roland Poppensieker Architekt BDA

Tragwerksplanung
Dipl. – Ing. Uwe Seiler, zrs Berlin

Beratung Ausschreibung
BIG Berlin

Beton-  und Erdarbeiten
IBF GmbH, Hamburg
mit Walter Wagenhuber Betonsteinwerke GmbH & Co KG