Städtebaulicher Rahmenplan Vechtesee Oorde

Inselstadt Nordhorn

Drei neue Inseln führen die vorhandene innerstädtische Inselsequenz der Wasserstadt Nordhorn nach Osten fort: eine direkt am Vechtesee gelegene Landschaftsinsel – die Vechtesee-Insel, des weiteren eine der Stadtflur vorgelagerte Insel am Ems-Vechte-Kanal – die Stadtflur-Insel, und dazwischen die zentrale und größte der Inseln – die Oorde-Insel.

Gebildet werden die Inseln durch vier neu angelegte Wasseradern: Zwei in Ost-West-Richtung verlaufende Känäle, Oorde- und Vechtesee-Kanal, verbinden den Ems-Vechtekanal mit dem Vechtesee.

Zwei weitere und unterschiedlich akzentuierte Wasserräume verbinden wiederum senkrecht dazu die Ost-West-Kanäle: Der Oorde-Hafen bildet östlich des Oorder Weges, über den der überwiegende Teil der neuen Siedlung erschlossen wird, als „städtisch“ geprägter Wasserplatz mit öffentlichem Charakter das Bindeglied zwischen Oorde- und Stadtflur-Insel. Am westlichen Rand der Oorde-Insel verläuft zudem der auf halber Strecke aufgeweitete Oorde-Verbindungskanal mit Schilf bestandenen Ufern entlang einer Bebauung, die als konkaver, wenn auch auf zwei Tangenten reduzierter „Crescent“ (halbmondförmige, zurückschwingende Häuserreihe, vgl. das englische Bath) weitausgreifend den Landschaftsraum fasst und den gegenüber liegenden Biotopbereich fokussiert.

Als Hauptwegeverbindung in Ost-West-Richtung dient – neben den zwei südlich und nördlich der Inseln „festlandsseitig“ gelegenen Kanaluferalleen – ein zickzackartig geführter Weg unter Einbindung des Lohesch sowie des Füchtenweges in den Inselmitten. In Nord-Südrichtung durchquert ein zentraler Grünzug entlang des Ilandweges das Areal.

Vier Quartiere mit jeweils eigenem Charakter bilden den neuen Siedlungsbereich, und zwar auf der Oorde-Insel die Quartiere Witte Kamp und Oorder Weg westlich bzw. östlich des Nord-Süd-Grünzuges, weiterhin die Stadtflur-Insel sowie nördlich des Vechtesee-Kanals das Quartier An der Feldkante. Ergänzt werden sie von den Kanaluferlagen Habervenn, Stoffersgrund und Schookamp.

Ein System von schlaufenartigen Ringstraßen erschließt die neuen Siedlungsgebiete für den Autoverkehr, dazwischen queren schmalere Anliegerstraßen („Materialwechsel“) das Areal, die als Stege jeweils zu einem der beiden Kanäle fortgeführt werden und dort allen Anliegern ihre „Wasserlage mit Bootsanlegeplatz“ gewährleisten. Die an den Inselsäumen gelegenen Privatgrundstücke bieten ihren Bewohnern ohnehin direkten Wasserzugang mit Bootssteg.

Das Quartier An der Feldkante besitzt neben seiner Wasserpromenade mit Treppenanlage zum Oorde-Hafen auch durch An- und Einbindung der existierenden Wassergräben in die Anordnung von Haus und Straße eine eigene dem Wasser verbundene Identität. Zum Oorder Weg repräsentiert es sich durch einen an der Ostseite von Reihenhäusern gefassten Quartiersplatz.

Auch die Stadtflur-Insel wird mittels einer Schlaufe, dem Weidenring in Verlängerung der aus der Stadtflur kommenden Weidenstraße und einer Brücke über den Ems-Vechte-Kanal erschlossen. Für Fuß- und Radverkehr erhält die Stadtflur durch den Weidensteg in direkter Verlängerung der Weidenstraße einen attraktiven und großzügigen öffentlichen Vorposten in Wasserlage.

Aus dem Juryprotokoll: „Das vorgeschlagene städtebauliche/landschaftsarchitektonische Konzept der drei Inseln überzeugt in seiner Eindeutigkeit und Prägnanz und verstärkt damit die neue Identität des entstehenden Stadtraumes. Die formale Ausgestaltung der Inseln folgt dem Prinzip der Linearität, abgeleitet aus dem vorhandenen Kanalsystem der Stadt Nordhorn. Der neue Oordekanal und der Vechteseekanal verlaufen in Ost-West-Richtung, verbinden so den Ems-Vechte-Kanal über den Vechtesee mit der Innenstadt. … Die Nord-Süd-Wasserspangen sind deutlich breiter und bilden prägnante Orte wie den Hafen und das Biotop an der B213.

Die im Süden und Norden an die neuen Kanäle angrenzenden Stadträume sind so entwickelt, dass die Übergänge in die angrenzenden Stadtteile sehr gut gelingen. Das vorgeschlagene Erschließungssystem, vor allem die Rad- und Fußwege, unterstützen den Gedanken der Vernetzung, binden an den richtigen Punkten an, es entstehen neue Wegetrassen in die Innenstadt, die durch ihre Führung durch den neuen Stadtteil spannende Raumfolgen erwarten lassen. Wichtige bestehende Landschaftsbestandteile und die bestehenden Gehöfte werden weitestgehend erhalten und durch den Nord-Süd verlaufenden Grünzug überzeugend in das Konzept integriert.

Die drei Inseln unterliegen unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten, die Vechteseeinsel integriert die bestehenden Freizeitnutzungen, die vorgeschlagene neue Ufergestalt lässt erlebnisreiche Orte entstehen. Über den Vechteseesteg wird eine öffentliche Fuß- und Radwegverbindung in die angrenzende Oordeinsel ermöglicht. Die Oordeinsel zeichnet sich durch unterschiedliche Wohntypologien aus, die sehr gut auf die räumliche Gestalt der Insel reagieren. Es entsteht so ein vielfältiges Angebot das auf die unterschiedlichen Wohnbedürfnisse / Nachfragen reagiert. Über die neue Brücke wird die Stadtflurinsel sehr gut mit dem angrenzenden Stadtteil verbunden.

Insgesamt lässt die vorgeschlagene städtebauliche Figuration einen eigenständigen Stadtteil erwarten, der durch das Thema Wasser eindeutig geprägt ist und sich sehr gut in den städtebaulichen Kontext einfügt.“

Standort
Nordhorn, Niedersachsen

Entwurfsverfasser/Architekt
Roland Poppensieker Architekt BDA

Entwurfsverfasser/Landschaftsarchitekt
Ute Hertling Landschaftsarchitektin

Begrenzter städtebaulicher Wettbewerb

1. PREIS
Einstimmige Empfehlung der Jury, den ersten Preis zur Grundlage der weiteren Beauftragung zu machen

Städtebaulicher Rahmenplan
im Auftrag der Stadt Nordhorn, Amt für Stadtentwicklung