Topographie des Terrors
Das Gebäude für die „Stiftung Topographie des Terrors“
> nimmt das bisherige Provisorium des Ausstellungsgrabens auf und vervollständigt es zu einer funktionierenden räumlichen Struktur.
> stellt durch seine Kubatur Bezüge zu der früheren Bebauung und zu den historischen Zusammenhängen her. Seine Innen- und Außenräume ergänzen die authentischen Spuren und betten sie in einen nachvollziehbaren räumlichen Zusammenhang ein.
> erinnert durch größtmögliche Nähe zu den sowie Bezugnahme auf die authentischen Spuren an die historischen Räumlichkeiten, ist jedoch durch eine konsequent moderne Architektursprache und Materialwahl von den historischen Fragmenten klar unterscheidbar.
Die Lage und die Gliederung des Baukörpers definieren sich aus einem System historisch bedeutsamer und neu gesetzter Linien.
In Ost-West-Richtung:
- a) die Fundamentreste entlang der Käthe-Niederkirchner-Straße
- b) die Fluchtlinie auf die Nordostecke des Martin-Gropius-Baus
- c) die um 17 Meter nach Süden verschobene Parallele
In Nord-Süd-Richtung:
- d) die westliche und östliche Grundstücksgrenze der ehemaligen Kunstgewerbeschule
- e) die westliche und östliche Grundstücksgrenze des ehemaligen Hotel Prinz Albrecht
- f) die Raumkonturen des früheren Lipperheide-Saals
- g) die Raumkonturen der früheren Haupthalle
Innerhalb dieser Koordinaten ist ein 170 Meter langer und 17 Meter breiter Riegelbau vorgesehen. In der Gliederung seines Volumens wird die frühere Parzellierung der Grundstücke Nr. 8 (ehem. Zentrale und Postadresse des „RSHA“), Nr. 8a (ehem. Garagenhof mit Einfahrt) und Nummer 9 (ehem. Hotel Prinz Albrecht, dann „SS-Haus“) angedeutet. Die damalige Verteilung von Körper und Raum interpretierend, ragt der neue Gebäudekörper über Nr. 8 und Nr. 9 deutlich (knapp 8 Meter) aus dem Gelände heraus. Im Bereich der früheren Baulücke Nr. 8a ist er auf das Untergeschoss reduziert und stellt sich als leicht erhöhtes Eingangsplateau dar, das an der Position der historischen Hofeinfahrt, dem Weg der Gefangenen, vom rekonstruierten Gehweg aus betreten wird.
Auf dem Plateau erhalten die Besucher einen ersten Blick über das Gelände, es ist ferner als erster Treffpunkt für Gruppen denkbar. Von hier aus betreten die Besucher das Gebäude: Vom Westeingang führt der Weg am Café vorbei zu einer zentral in das Foyer eingehängten Galerie. Sie befindet sich an der Position der Halle des „RSHA“ und macht dessen Haupteingang kenntlich.
Vom darunterliegenden Foyer wird der Fundamentgraben betreten. Östlich schließt der Wechselausstellungsbereich an, westlich der Veranstaltungssaal. Die Dauerausstellung lässt sich über den Verbindungsgang entlang des Depots (unter dem Eingangsplateau) erschließen, an den sich Informations- und Projektionsbereich in Nischen anlagern.
Nach dem Rundgang über das Gelände betreten die Besucher wiederum die Halle, von hier aus gelangen sie wieder zurück zum Plateau bzw. in das Obergeschoss mit Bibliothek, Archiv und Seminarräumen. Das Institut ist vom Plateau aus über den Osteingang im Obergeschoss zu erreichen.
Für Besucher
- Historischer Gehweg
Vom Martin-Gropius-Bau oder von der Wilhelmstraße aus beschreiten Sie entlang eines Teilstücks der Berliner Mauer den wiederhergestellten historischen Gehweg. Dieser ehemals öffentliche Gehweg diente als informelle Verbindung zwischen zwei der drei wichtigsten Bauten auf dem Gelände: zwischen der Hausnummer 8, der früheren Kunstgewerbeschule, die seit 1933 als Zentrale des „Reichssicherheitshauptamts“ (RSHA) genutzt wurde, und der Hausnummer 9, dem Hotel Prinz Albrecht, seit 1934 „SS-Haus“.
- Brücke
Die Brücke, auf der Sie vom Gehweg aus den Graben mit den letzten authentischen Spuren der Straßenfassaden überschreiten, liegt exakt an der Stelle jener Hofeinfahrt, durch die die Gefangenen mittels Schubwagen auf das Gelände transportiert wurden. Die Überreste der Torpfosten sehen Sie, wenn Sie in den Fundamentgraben hinabblicken.
- Plateau
Zwischen den beiden genannten Bauten befand sich seit je eine Lücke. Deren Breite wird vom Eingangsplateau markiert, das in den riegelartigen Neubau eingeschnitten ist. Sie stehen hier quasi im Bereich des provisorischen Garagenhofs zwischen „RSHA-Zentrale“ und „SS-Haus“.
- Zwei Eingänge
An der Westseite des Plateaus liegt der Haupteingang zur „Topographie des Terrors“; gegenüber, an der östlichen Seite erreichen Sie im ersten Obergeschoss die Verwaltung, die Stiftung und die wissenschaftlichen Institute. Die beiden Eingangswände markieren den Standort der Giebelwände von „SS-Haus“ und „RSHA-Zentrale“.
- Hallengalerie
Vorbei am Café gelangen Sie auf die Hallengalerie, die in das Hauptfoyer eingehängt ist. Diese beiden Bereiche orientieren sich in Lage und Dimension an der Struktur der Treppenhalle in der „RSHA-Zentrale“. Hier befand sich auch der Haupteingang. Von der Hallengalerie können Sie, falls Sie keine weiteren Informationen benötigen, direkt das Gelände betreten.
- Hauptfoyer
Von der Hallengalerie führt der Weg hinab in das Hauptfoyer. Sie finden hier den Empfangstresen, die Ausgabestation für Audioguides, den Katalogverkauf. Direkt anschließend liegt der Veranstaltungssaal und der Wechselausstellungsbereich. Die Dauerausstellung erreichen Sie über den Verbindungsgang an der Südseite, der an Medienkojen, Garderobe und WCs entlangführt.
Mit dem Ausgang vom Foyer zum Fundament-Graben beginnt der Freiluft-Geländerundgang.
- Veranstaltungssaal
Der Saal ist zu den üblichen Öffnungszeiten vom Foyer aus zugänglich. Darüberhinaus lässt sich dieser Bereich separat betreiben, wenn der Abendeingang an der Westseite geöffnet wird. Der Veranstaltungssaal nimmt die Position des Lipperheide-Saals ein, der ehemals Teil der Kunstbibliothek war und von der Gestapo-Leitung zum Fechtsaal umgebaut wurde.
- Fundamentgraben
Die neu überdachten Fundamentreste entlang der früheren Prinz-Albrecht-Straße stellen einen Kernbereich der „Stiftung Topographie des Terrors“ dar: Mit ihrer Freilegung in den 1980er Jahren begann der kritische Umgang mit dem Gelände, der mit dem Neubau seine Fortsetzung findet. Der Graben lässt sich bei Bedarf von jedem Raum des Untergeschosses betreten.
- Geländerundgang
Am östlichen Ende des Fundamentgrabens führt eine Rampe hinauf auf das Gelände. Die früheren Gebäudekonturen sind mit Betonsteinen markiert. Der Weg verbindet mehrere Stationen, die die Art und Funktion des Ortes erläutern bzw. den Umgang mit dem Gelände nach 1945 illustrieren.
- Querweg
Ein leicht erhaben ausgeführter, parallel zum Gebäude verlaufender Querweg verknüpft vier wichtige bauliche Zeugnisse des Geländes: die Fundamentreste des Prinz-Albrecht-Palais’ an der Wilhelmstraße, den Splittergraben, den „Küchenkeller“ sowie das Tor und die Reste der westlichen Begrenzungsmauer des früheren Prinz-Albrecht-Parks.
- Bodendenkmal
Den Abschluss des Geländerundgangs bildet die Einhausung der baulichen Überreste des „Hausgefängnisses“. Von hier führt der Weg wieder zurück zur Hallengalerie, wo Sie entweder in das Hauptfoyer oder zur Nachbereitung in das Obergeschoss gehen, wo sich die Bibliothek, das Archiv und die Seminarräume befinden.
Standort
Niederkirchnerstraße, Berlin
Entwurfsverfasser/Architekt
Roland Poppensieker Architekt
Entwurfsverfasser/Landschaftsarchitekt
Jan Dieterle Landschaftsarchitekt
Offener Realisierungswettbewerb