Das Bremer Walltor

Erweiterung der Kunsthalle Bremen

Den Bremer Wallanlagen, einem bedeutenden Imageträger der Stadt, wird durch das „Walltor“ ein Akzent verliehen, der markenzeichentauglich ist. Die Zugehörigkeit des Walltors zur Bremer Gartenlandschaft ist dabei nicht geringer als die zur Bremer Museumslandschaft. Dieses Zeichen stellt nicht das Objekt, sondern einen allen zugänglichen Raum in den Mittelpunkt.

Perforation
Die Bremer Wallanlagen, deren Erholungswert und Stadtbild prägende Gestalt von besonderer Bedeutung sind, wurden durch den Erweiterungsbau der 70er Jahre in ihrem räumlichen Fluss bereits empfindlich gestört. Die nun anstehende Erweiterung birgt die Gefahr, dass sich dieser Zustand weiter verschlimmert. Leitgedanke des „Bremer Walltores“ ist aus diesem Grund, durch Perforation des erforderlichen Bauvolumens die Einschränkung der Sicht- und Wegebeziehungen zu minimieren. Der neu geschaffene Durchblick und -gang liegt mittig zwischen Altenwall und Goetheplatz, sowie gleichzeitig auf der Mittelachse des Ensembles von Gerhard-Marcks-Haus (Ostseite) und Kunsthalle (Westseite), das es auf diese Weise zentriert.

Rekonstruktion
Der Weg zwischen Gerhard-Marcks-Haus und Kunsthalle sowie die heutige Uferkontur des Wallgrabens sind Ergebnis der Erweiterung in den 70er Jahren. Ursprünglich kreuzte die diagonale Fortführung des alten Wegeverlaufs den jetzigen Standort des Kunsthallenanbaus, mit Blick zur Altmannhöhe. Das „Walltor“ legt die verloren gegangene Wege- wie auch Blickverbindung wieder frei. Gleichzeitig räumt es entlang der Straße „Am Wall“ dem Solitär der Kunsthalle (Fassung 1849) durch ein Zurücktreten hinter dessen ehemalige Südfassade eindeutig lesbar den ursprünglichen Abstand zu den historischen Torhäusern ein, mit einer platzartigen Situation vor und unter der Platane.

Partizipation
Die Erweiterung stellt nicht sich, sondern den räumlichen Fluss der Wallanlagen „in den Mittelpunkt“, und damit den Benutzer, den Bremer Bürger, der durch seinen Bürgersinn Institutionen wie die Kunsthalle erst ermöglicht hat. Mit dem „Walltor“ gibt das Museum der Bürgerschaft etwas zurück – in Form von öffentlichem Raum, den sie begehen und benutzen kann.

Stadtloggia
Die Stadtloggia gewährt Ausblick in die Landschaft, zur Altmannhöhe und zum Wasserwerk. Der überdachte Platz an der Kulturmeile, gleichzeitig Teil der Stadt und Teil der Wallanlagen, bietet Raum für Veranstaltungen und Performances, beispielsweise im Rahmen des Kleinkunstfestivals „La Strada“, oder dient als Bühne in Richtung Altmannhöhe.

Kaskade
Die Passage innerhalb des Walltores öffnet sich nach Südosten mittels einer Fuge und großzügigen Fensterflächen von Cafe und Pädagogik-Saal kaskadenartig zum Wallgraben. Die alte Wallgrabenkontur wird wieder hergestellt, sodass sich Garten, Wasser und Gebautes an dieser neuralgischen Stelle der Wallanlagen miteinander verzahnen.

Himmelsleiter
Die neue Ausstellungsebene im Dach des Tores wird von einer gläsernen Himmelsleiter erschlossen, mit getrenntem Auf- und Abgang zur Bewältigung großer Besucherströme. Die Treppe ermöglicht die gegenseitige Wahrnehmung von Museumsbesucher und städtischem Flaneur – oder auch einer Performance in der Passage. Am Hochpunkt der Aufstiegsleiter belohnt ein weiter Ausblick über die Stadt, bevor sechs Säle den Ausstellungsrundgang vollenden.

Schaufenster
Ein Teil der (weniger lichtempfindlicheren) Sammlungsbestände kann in drei Sälen entlang der nicht direkter Sonne ausgesetzten Passage angeordnet werden. Sie sind das Schaufenster der Kunsthalle zur Stadt, das den potentiellen Besucher an deren Schätze heranführt. Insbesondere nachts entwickelt es seine Wirkung hinein in die Stadt.

Standort
Am Wall, Bremen

Entwurfsverfasser/Architekt
Roland Poppensieker Architekt

Offener Wettbewerb