Neubau Bayerisches NMR-Zentrum der Technischen Universität München in Garching

Kunst am Bau

Das künstlerische Konzept für den Neubau des BNMRZ in Garching möchte dem Gebäude mittels drei in Beziehung stehender Interventionen eine neue Erfahrungs- und Vermittlungsebene hinzufügen und dabei Innen-und Außenraum verbinden. Wesentliche Gebäudemerkmale sollen dabei reflektiert und interpretiert werden.

Die künstlerischen Interventionen nehmen Bezug auf den grundlegenden und gemeinsamen Fokus der interdisziplinären Forschung im Garchinger NMR-Spektroskopie-Zentrum, also auf die Beschäftigung mit der Proteinbiosynthese, mit Proteinen und Ribonukleinsäure (RNA).

Begriffe aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Genetik wie Kodierung, Komplementarität, Transkription und Translation, aber auch Raumstruktur und Faltung oder Variationsmuster finden dabei unter gestalterischen Aspekten Anwendung. Die zentrale Bedeutung der Ribonukleinsäure in der Proteinbiosynthese wird durch die Einbeziehung und „Verbildlichung“ der Nukleinbasen Cytosin, Guanin, Adenin und Uracil reflektiert.

Die Anfangsbuchstaben dieser vier Nukleinbasen sind im wissenschaftlichen Bereich gebräuchliche Kürzel. Ihre gestalterische Adaption und formale Umsetzung generiert ein orthogonales, quadratisches „Muster“, das in der Folge unter Berücksichtigung der Verknüpfungsprinzipien von Nukleinbasen („Transkription und Translation“) zu zwei Quadraten addiert oder auch im Sinne einer Figur-Grund-Lesart als Abdruck des ursprünglichen Musters interpretiert werden kann („Komplementarität“). Dreidimensional gedacht entstehen Faltungen und räumliche Strukturen.

Diese „Variationsmuster“ ermöglichen das Agieren an unterschiedlichen Orten. In der Eingangshalle empfängt ein vierfarbiges durch Farbauftrag auf die Betonfl äche erzeugtes quadratisches Wandbild (Figur-Grund-Prinzip) den Nutzer oder auch Besucher. Es wirkt zunächst wie eine abstrakte Darstellung und verrät noch wenig über seine Herkommenschaft.

Im Obergeschoss des Treppenraums lässt ein monochromes, ebenfalls durch Farbauftrag auf der Betonfläche entstandenes Doppelquadrat die Herkunft und „Entstehungsgeschichte“ schon eher nachvollziehen. Das „Spalier“ lässt zudem den grünen Außenraum imaginär in die verglaste Einfaltung dieses Gebäudeteils eindringen.

Das vom Treppenpodest gut wahrnehmbare dritte Element, eine kleine Platzanlage mit Sitzbank im Außenbereich, ein aus Sichtbetonfertigteilen, wassergebundener Decke und Rasenelementen gewebter Teppich liegt wie eine Insel im Wiesenmeer.

Dieses Element verrät am deutlichsten seinen „genetischen Code“. Die einzelnen Buchstaben sind durch unterschiedliche Pigmentierung deutlich lesbar und in ihrer Verknüpfung (C-G, A-U, U-A und G-C) nachvollziehbar.

Das Fügeprinzip der Platzfläche sowie die Farbigkeit der Fertigteile (rotbraun und anthrazit) nehmen eindeutig Bezug auf den Neubau. Die horizontale Lineatur der Fassade wird zudem in den Boden des Außenbereichs und damit in den Naturraum überführt.

Standort
Ernst-Otto-Fischer-Straße, Hochschule- und Forschungscampus Garching

Entwurfsverfasser
Roland Poppensieker

Kunst am Bau Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

2. PLATZ