Flughafenstraße

Linie 8 – Positionen Junger Berliner Planer

Salon

Ziel ist es, die Durchgangsschneise Flughafenstrasse derart umzugestalten, daß ein würdiges Entree in den Bezirk Neukölln entsteht: die Flughafen-Promenade. Dieser Raum zwischen Hermannstrasse und Fontanestrasse ist durch eine Aufweitung des Straflenprofils gekennzeichnet, während die eigentliche Fahrbahn der Flughafenstrasse auf historische Breite zurückgebaut wird. Die Flughafen-Promenade wird an beiden Enden durch neue Gebäude begrenzt. Die östliche Begrenzung bildet ein Wohn- und Geschäftshaus an der Hermannstrasse, die schon immer Bezugs- und Trennlinie der anliegenden Grundstücke war. Eine Passage in Flucht des dahinterliegenden Neubaus verbindet den entstehenden Platz vor der Kirche und Läden mit einem zusätzlichen U-Bahnzugang nebst Aufzug. Im Westen endet die Promenade vor einem Wohnhaus als Ergänzung der vorhandenen Bebauung. Durch das nun U-förmige Gebäude entsteht ein innenliegender Garten. Der gegenüberliegenden Hasenheide antwortet es mit einer Arkade, die in einer Kopfsituation gen Tempelhof zu Ende geführt wird.

Flughafen-Promenade

Die südlich der Fahrbahn gelegene Promenade integriert unterschiedliche Spiel- und Aktionsflächen. Einzelne Baumgruppen auf der Promenade, gegenüber der durchgehenden Baumreihe nördlich der Fahrbahn, unterstreichen den asymetrischen Querschnitt des Gesamtprofils. Die Schiller- und Flughafenpromenade in Verlängerung der begrenzenden Achsen der Hasenheide verknüpfen nun die bedeutenden Erholungsflächen mit den hochverdichteten Wohngebieten Neuköllns.

Gewebe

Die vorhandenen offenen Flanken der Blöcke südlich der Promenade werden geschlossen. Wer aus Westen kommend hier den Bezirk Neukölln betritt oder dem Dunkel des U-Bahnhofs entsteigt, dem bietet sich ein wundersamer Anblick: Eine Wand des ihn umgebenden Raumes ist nur auf den ersten Blick Wand im gewohnten Sinne: Je nach Tageszeit und Licht und Wetter lassen Reflektionen auf der äußeren Haut, einer Lärmschutzverglasung, den Blick mehr oder weniger weit eindringen. Ein Traggerüst aus Stahlbetonfertigteilen und darin eingelagerte modulare Raumzellen aus Aluminium bedeckt die aufgerissenen Brandwände und verschliesst die Höfe. Mit diesem Gewebe wird auf die vorgefundenen, unterschiedlichen Situationen reagiert: Die Seitenflügel werden unter Mitnutzung der bestehenden Aufgänge vergrößert . Bei Bedarf können dort den kleinen Wohnungen einzelne Räume zugeschaltet werden. Die Wohnungen der Quergebäude werden mittels Brücken an das Gewebe angebunden. Dadurch bilden sie eine neue Form eines um einen Lichthof orientierten Wohnungstypes, dessen Ausrichtung auf diese Weise zusätzlich nach Süden orientiert und eventuell mit einer Loggia versehen wird. Im Bereich der Höfe wird über Lücken im Gewebe die vorhandene, aber nunmehr lärmgeschützte, Situation beibehalten. Auch auf bestehende Fenster in den Brandwänden kann auf diese Weise reagiert werden. In der Erdgeschosszone, aber auch vereinzelt in den oberen Geschossen durchdringen vorkragende Raumzellen die schützende Haut der vorgestellten Lärmschutzfassade und erzeugen ein faszinierendes Spiel von Masse und Raum.

Gemälde eines Salons

Der Blick des Flaneurs trifft jeweils verschiedene Schichten des Gewebes und kann an einigen Stellen bis in die baumbestandenen, lärmgeschützten Innenhöfe vordringen. Auf der anderen Seite vermittelt das Sonnenlicht in Form von Lichtflecken auf der Promenade die Perforation des Gewebes. Diese Transparenz, dieses visuelle Eindringen aus dem öffentlichen Raum in die Privatheit der Höfe wird reflektiert durch übergroße Darstellungen verschiedener Wohnraumdetails, die nach fotografischen Motiven im Druckverfahren auf die Oberfläche der Schallschutzverglasung aufgebracht werden. Die Darstellungen repräsentieren so eine neue Form der Gemälde eines Salons.

Standort
Flughafenstraße Ecke Hermannstraße, Berlin

Entwurfsverfasser/Architekt
Roland Poppensieker

Entwurfsverfasser/Freiraum
Jan Dieterle

Entwurfsverfasser/Kunst
Silke Helmerdig

Interdisziplinäres Projekt